Drei Wochen nach seinem 87. Geburtstag ist unser Freund, Pfarrer Ekkehard Runge nach zuletzt mit großer Geduld ertragener Krankheit am 26. April 2021 verstorben. Die Nachricht weckt Betroffenheit und Dankbarkeit. Viele Erinnerungen stellen sich unmittelbar ein.

Er war ein äußerst kommunikativer Mensch. …
“Eine wunderbare Zusammenarbeit” so schrieb Karin Weber, die kaufmännische Mit-Direktorin der Evangelischen Haupt- Bibelgesellschaft zu Berlin und Altenburg. (EHBG), in der Festschrift “Ekkehard Runge – ein Porträt im Rahmen der Zeit- geschichte zum 60. Geburtstag.”
“Die Jahre des gemeinsamen Dienstes …zwischen 1974 und ’79 in Cottbus gehören zu den schönsten meines Berufslebens“, schrieb ich darin als Herausgeber.
Der Titel des zu seinem 70. Geburstag erschienenen Bandes “Hoffnung pflanzen … ” verweist auf das Motto des Dienstes von Ekkehard …, er enthält vielfältige ‘Momentaufnahmen von Freunden aus einer langen Dienst- und Weggemeinschaft’.

Viele Berufsstationen sind zu nennen: Vikariat und Pfarramt in Biegen, Gemeindepfarrer in Cottbus mit der Arbeit in der Stadtmission und am ökumenischen Gemeindezentrum Schlosskirche, später in der Bodelschwingh-Gemeinde. Hinzu kommt seine vielfältige Mitarbeit im Landesausschuss für regionale Kirchentage in der DDR und beim Deutschen Evangelischen Kirchentag.

Im Januar 1979 wurde Ekkehard zum Direktor an die EHBG berufen. Im Juni 1988 zieht das Unternehmen aus der Industrielandschaft “Krautstraße” nahe dem Ostbahnhof in das Bonhoefferhaus, im neuerichteten Tagungszentrum und Gästehaus der Ev.Kirche Berlin-Brandenburg, in der Ziegelstraße neben dem Friedrichstadt-Palast gelegen. Dies markiert die Bedeutung der EHBG, nun in Berlin-Mitte, dem Zentrum der Hauptstadt der DDR.

Die Mühen, diesem Verlag unter den politischen Gegebenheiten bedeutendes Ansehen in der DDR zu verschaffen lassen sich kaum in der nötigen Kürze darstellen. Alles vollzog sich in der Kooperation mit der “Deutschen Bibelgesellschaft Stuttgart” und der “von Cansteinschen Bibelanstalt in Westfalen“

Das Bild aus “Hoffnung pflanzen…” mit den “Highlights aus der Verlagsarbeit” dokumentiert u.a. sein Wirken.

Die Gründung mehrerer Bibelzentren – u.a. in Wörlitz -Halle – Barth – Berlin, sowie das Engagement für das Bibelmobil gehören notwendigerweise in diese Reihe.

1994 holte mich Ekkehard an die Bibelgesellschaft für die bibelpädagogische Arbeit in der Landeskirche. Schon zuvor konnte ich die EHBG durch die Arbeit am ‘Brevier’ – einst noch eine Marktlücke – kennenlernen. Ein großes Team hatte biblische und begleitenden Texte zur täglichen Besinnung die EHBG ausgewählt.

Aus dieser Zeit sind auch die Schleiermacher-Feste in der Glinka -Straße unvergesslich, die viele Weggefährten jährlich zusammenführte.

Schließlich reicht die Tätigkeit ab 1990 bei den “Biblischen Reisen – Stuttgart” weit über die Dienstzeit, die 2000 endet, hinaus.
Wie eine Fülle bunter Tupfer aus der weiten ökumenischen Welt habe ich die Reisen empfunden: Malta – Israel – Griechenland – Ägypten – Spanien – Syrien – Anatolien waren u.a. die Ziele, die ich miterleben konnte.

Die Anregungen, die zur Bildung und wachsender Gemeinschaft der Teilnehmer ausging, würden noch einmal Bücher füllen…Schließlich rundet sich der Lebenskreis mit dem Umzug 1997 nach Bergfelde. Über die Jahre hat sich die Gemeinschaft mit einer großen Zahl von Weggefährten im Glauben auch an diesem Ort bewährt.

Der Rückblick weckt die Dankbarkeit für den gemeinsamen Weg und stärkt die Freude und Zuversicht.

Wir sind dankbar, dass Ekkekhard Runge sich bis zuletzt mit seiner Erfahrung, seinem Wissen und seiner Anteilnahme in den Beirat und die aktuelle Arbeit der vCBA Berlin eingebracht hat. Er wird uns fehlen. 

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Dieser Beitrag von Pfarrer Wolfgang Triebler wurde leicht gekürzt zuerst in der evangelischen Wochenzeitung die Kirche, Nr. 18 vom 9. Mai 2021, veröffentlicht.

Nachruf von Johannes Pilgrim

Umtriebig und bibelfest

Zum Tod des Pfarrers und einstigen Bibelgesellschafts-Direktors Ekkehard Runge

Immer wieder erzählte er kurzweilig Geschichten, z.B. diese: „Bundesgartenschau Cottbus 1997. Neben der Gläsernen Kirche betrachtet eine vornehme, gebildete Frau den liebevoll angelegten Biblischen Garten: ‚Ach, das ist ja interessant: In der Bibel kommen Pflanzen vor? Ich hatte gedacht, das sei ein religiöses Buch.‘“

Ekkehard Runge war Pfarrer, Direktor, Herausgeber, Reiseleiter für „Biblische Reisen“, Chorsänger, Bläser, Familienmensch … und Initiator von Bibelprojekten. Er brannte für das Buch der Bücher, auf eine fast lässige, verschmitzte Art. 

Von 1978 bis 2000 arbeitete er in der Leitung der „Evangelischen Haupt-Bibelgesellschaft und von Cansteinschen Bibelanstalt“ (EHBG) Berlin. Als ihr Direktor fielen die Herausgabe des Evangelischen Gesangbuches in den neunziger Jahren, des Gottesdienstbuches für die Evangelische Kirche der Union und natürlich der Lutherbibel in seinen Zuständigkeitsbereich.

Besonders nach der politischen Wende schob er zahlreiche Bibelinitiativen an. So entstanden Bibelausstellungen in Wörlitz, in Halle in den Franckeschen Stiftungen, im Erfurter Augustinerkloster, im Bonhoeffer-Haus in der Berliner Ziegelstraße, wo die EHBG zuletzt ihren Sitz hatte. Schon im Ruhestand übernahm Runge 2003 als Beauftragter des „Jahres der Bibel“ Verantwortung.

Bedauerlicherweise musste im Jahr 2004 die EHBG ihren Betrieb einstellen. Mit Blick auf diesen Umstand und die von ihm initiierten und teilweise geleiteten Projekte sagte Runge in seiner immer optimistischen Art: „Die Mutter ist gestorben, aber die Kinder erfreuen sich bester Gesundheit.“

Auch auf dem Gebiet des heutigen MV war Pfarrer Runge nicht untätig: An allen acht im Land bisher stattgefundenen Schüler-Wettbewerben zur Bibel wirkte er beratend mit. Das von ihm mitinitiierte BibelMobil, ein Doppelstock-Bus mit Ausstellung für unterwegs, besuchte immer wieder auch bei uns Schulen und Gemeinden.

Auch ist ihm zu verdanken, dass es in Barth seit nun 20 Jahren das Bibelzentrum mit Ausstrahlung über das Land MV hinaus, gibt. 

Seit der Gründung eines Beirates 1992 arbeitete er dort von Berlin aus gewissenhaft und mit großer Zuversicht an dem aufwändigen Projekt mit. Die erste Konzeption stammte von ihm. Er holte zahlreiche Fachleute ins Boot. Zu Bau-, Presse-, Finanzierungsgesprächen, Einweihungen, Jubiläen, Feste – immer war er vor Ort. Seine Fahrten nach Vorpommern – allein in der Aufbauphase – sind ungezählt.

Nicht nur den Posaunenchören hatte er schon früh das Büchlein „Ins Blech geblasen“ geschrieben. Leidenschaftlich blies er fast ein Leben lang mit.

Er war ein um- und weitsichtiger „Gärtner im Weinberg des Herrn“, ein Netzwerker im besten Sinne.

Kurz nach seinem 87. Geburtstag ist Ekkehard Runge am 26. April gestorben und wurde Anfang Mai am Wohnort seines Ruhestandes, in Bergfelde bei Berlin, unter Gottes Wort bestattet. Er hinterlässt seine Ehefrau und eine große Familie.