„Unser Leben – ein Zwischenraum?  Welch atemberaubende Dimension – das Leben ausgespannt zwischen Liebe und Tod: Liebe zu Beginn und Tod am Ende? Liebe und Tod sind dies nicht beides Kräfte, die das ganze Leben durchziehen?“ (W. Triebler, Willensbildung des Glaubens 2022, 98f)

Ein Zwischenraum, der eine geschenkte Zeit eröffnet, die Wolfgang Triebler als Pfarrer mit den vielfältigen Aufgaben in seinen Gemeinden und für die Ev. Haupbibelgesellschaft sowie die von Cansteinsche Bibelanstalt (vCBA) genutzt hat. In seinen letzten Jahren hat er sich meditativ mit einer seiner Lebensfragen, der nach dem Gebet als Willensbildung des Glaubens, intensiv beschäftigt. Den Ertrag hat er in der genannten Veröffentlichung, die er selbst als Gesprächsanregung und –aufforderung verstand, zum Ausdruck gebracht. Ein „Fragment“, das er dem „Stresstest“ der Lesenden (S.2) überantwortete. Eine theologische Lebensbilanz gewissermaßen.

„Ubi caritas et amor Deus ibi est.“ Wo Liebe ist und Güte, da wohnt Gott. (S.105) Darin lag seine Gewissheit. Wer ihn kannte, merkte an seinen Beiträgen im Gespräch, dass diese Aussage ihn prägte. Seine Mitarbeit im Beirat der vCBA und als Mitglied veranschaulichte das eindrücklich. Er freute sich an der Arbeit der jungen Generationen, er motivierte, erinnerte, regte an. Solange er das körperlich noch konnte, bot er seine Hilfe an, übernahm Fahrten zu Einsatzorten,  war halt da und dabei. So hat er exemplarisch auf die jungen Aktiven ausgestrahlt. Seine Ideen, die er in den Sitzungen einbrachte, waren hilfreich und zielfördernd, wobei er sich nie in den Vordergrund spielte. Dankbar erkannte er die intensive Arbeit der Jungen an, die ihn wiederum achteten.

Nun ist er heimgerufen worden. In seiner kleinen Schrift zitiert er aus dem Kleinen Prinz von Antoine de Saint-Exupéry: „Hast du Angst vor dem Tod?“ fragte der kleine Prinz die Rose. Darauf antwortete sie: „Aber nein, ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt, so viel ich konnte. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem der sie gegeben. So will ich warten auf das neue Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen.“ In diesem Zitat kommt m.E. auch sein Ringen um die zeitgemäße Vergegenwärtigung der Bibel zum Ausdruck. Das leitete ihn sein Leben lang. Nun ist sein irdischer „Zwischenraum“ geöffnet in Gottes Zeit eingebettet. Oder, um es mit Paulus zu sagen: „Unser keiner lebt sich selber und keiner stirbt sich selbst. Leben wir, so leben wir dem HErrn; sterben wir, so sterben wir dem HErrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des HErrn“ (Rö 14,7.8)

Die von Cansteinsche Bibelanstalt dankt Wolfgang Triebler für sein engagiertes Wirken in ihr und ehrt sein Andenken.

Harald Grün-Rath (für den Vorstand)